Qualifizierungsangebote in der Kindertagespflege unter Druck
Der Bundesverband für Kindertagespflege hat kooperierende Bildungsträger zum Stand der Grundqualifizierung für Kindertagespflegepersonen befragt. Der Anlass: Eklatante Veränderungen im Setting. Die Anzahl aktiver Kindertagespflegepersonen nimmt weiter ab, gleichzeitig wird es immer schwieriger, geeignete Personen zu gewinnen.
Die Betreuung in der Kindertagespflege steht vor einer ungewissen Zukunft. Der Grund sind sinkende Geburtenzahlen, ein Rückgang aktiv tätiger Kindertagespflegepersonen und der Ausbau an Kita-Plätzen. Trotzdem bestehen weiter Betreuungsbedarfe in allen Bundesländern, so der Bundesverband für Kindertagespflege (BVKTP). Für Kommunen und Bildungsträger werde es immer schwieriger, geeignete Personen sowohl für Qualifizierungskurse als auch für die Tätigkeit selbst zu gewinnen. Die Ausgangssituation für die Grundqualifizierung habe sich damit grundlegend verändert.
Große Herausforderungen für die Qualifizierung
Um sich ein genaues Bild zu machen, hat der BVKTP seine 306 kooperierenden Bildungsträger online befragt, von denen sich 205 an der Befragung beteiligten. Die hohe Resonanz spiegele die Brisanz der Situation wider, erklärt der BVKTP zu den Ergebnissen. Die Herausforderungen der Bildungsträger fasst der Verband so zusammen:
- Unsicherheit und Reputationsverlust: Viele Bildungsträger wissen nicht, ob geplante Kurse überhaupt stattfinden können. Häufig müssen Kurse verschoben oder abgesagt werden, weshalb sich potenziell Interessierte mangels Planungssicherheit anderen beruflichen Tätigkeiten zuwenden. Wird ein geplanter Kurs gestrichen, entstehen außerdem Lücken in der regionalen Qualifizierungslandschaft. Fachlich aufgebaute Strukturen wie etwa Team-Teaching oder Mentoring gehen verloren, Kooperationen zwischen Trägern stehen zur Disposition und geraten unter Druck. Insgesamt fürchten die Bildungsträger einen Imageverlust.
- Personelle Probleme und Gefahr der Abwanderung: Für alternative Blended-Learning-Angebote fehlen oft qualifizierte Referent*innen oder sie stehen nicht dauerhaft und verlässlich für Kurse zur Verfügung, wenn die Planung nicht sicher ist.
- Strukturelle Auswirkungen und wirtschaftliche Risiken: Geringe Teilnehmendenzahlen machen die Umsetzung gemäß den Standards des Qualifizierungshandbuchs Kindertagespflege (QHB) unwirtschaftlich.
QHB etabliert, aber noch nicht flächendeckend
Im Jahr 2015 wurde das Qualifizierungshandbuch Kindertagespflege (QHB) eingeführt, vor allem, um bundesweit einheitliche Qualifizierungsstandards zu schaffen. In der Praxis der Bildungsträger und in der Fachberatung sei das QHB etabliert, so der BVKTP. Von den 306 kooperierenden Bildungsträgern führt mehr als die Hälfte (192) die Qualifizierung auf dieser Grundlage durch. In einigen Bundesländern ist das QHB inzwischen als Mindeststandard vorgeschrieben. Es stellt sich jedoch die Frage, welche Hürden einer flächendeckenden Umsetzung des QHB entgegenstehen, ist ein Fazit des BVKTP. Ein einheitliches und flächendeckendes Curriculum könne gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen für Bildungsträger und Teilnehmende viele Vorteile bieten. Dafür will sich der BVKTP in enger Zusammenarbeit mit den Akteuren weiter engagieren.
Quelle
- Bundesverband für Kindertagespflege: Auswertung der Online-Umfrage kooperierender Bildungsträger zum aktuellen Stand der Grundqualifizierungskurse für Kindertagespflegepersonen 2025