WBAE Übergabe Gutachten zu Alternativprodukten für tierische Lebensmittel an Bundesminister Rainer.
Quelle: BMLEH
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Mehr Vielfalt am gemeinsamen Tisch – Wie Alternativprodukte für tierische Lebensmittel Gesundheit, Umwelt und Tierwohl stärken

Alternativprodukte für Lebensmittel aus tierischer Herkunft haben erhebliches Potenzial für eine nachhaltigere Ernährung und mehr Gesundheit. Zu diesem Ergebnis kommt ein aktuelles Gutachten. Die Fachleute sehen Handlungsbedarf für eine strategisch ausgerichtete Förderung und adressieren in ihren Empfehlungen auch die Gemeinschaftsverpflegung.

In seinem Gutachten hat der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) beim Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) das Potenzial sogenannter Alternativprodukte zu tierischen Lebensmitteln analysiert. Diese gewinnen langfristig an Bedeutung, so der Beirat, auch angesichts drängender Herausforderungen in den Bereichen Nachhaltigkeit, Tierwohl und Gesundheit.

Was sind Alternativprodukte?

Als Alternativprodukte bezeichnet das Gutachten Lebensmittel, die in Geschmack, Konsistenz oder Sensorik tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Milch bzw. Fleisch- und Milchprodukten möglichst ähnlich sind, aber auf pflanzlicher Basis durch verschiedene Produktionsverfahren (z. B. durch biotechnologische Verfahren) hergestellt werden. Häufig verwendete pflanzliche Rohstoffe sind proteinreiche Hülsenfrüchte wie Soja, Erbsen, Bohnen, Linsen und Lupinen, Getreide oder Nüsse.

Worin liegt das Potenzial für Gesundheit, Umwelt und Tierwohl?

Die Wissenschaftler*innen bewerten das Potenzial von Alternativprodukten unter anderem mit Blick auf

  • Gesundheit: Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht empfehlen Fachleute eine Reduktion des Verzehrs tierischer Lebensmittel, insbesondere von rotem Fleisch sowie Wurstwaren. Alternativprodukte können helfen, eine Reduktion zu erleichtern. Zwar sind die Alternativen im Durchschnitt gesünder und umweltfreundlicher, der jeweilige Gesundheitswert ist aber produktabhängig. Deshalb sei eine gut erkennbare Produktbewertung wichtig, so die Fachleute.
  • Umwelt: Die Produktion pflanzenbasierter Alternativprodukte ist mit geringeren Treibhausgasemissionen und Nährstoffeinträgen verbunden.
  • Tierwohl: Alternativprodukte erweitern die Wahlmöglichkeiten für Menschen, die aus tierethischen oder nachhaltigen Gründen weniger oder keine Fleisch- oder Milchprodukte essen möchten.

3-R-Strategie: Reduce-Remix-Replace

In Abwägung aller Chancen und Herausforderungen sieht der WBAE in der Entwicklung pflanzlicher und biotechnologischer Alternativprodukte ein erhebliches Potenzial für eine nachhaltigere Ernährung, die Gestaltung fairer Ernährungsumgebungen sowie für eine nachhaltigere Agrar- und Ernährungswirtschaft. Vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Debatten zu Nachhaltigkeit, Tierwohl und Gesundheit will der WBAE mit seinem Gutachten auch zu einer Versachlichung des Diskurses beitragen. Noch immer würden die meisten Menschen überwiegend tierische Produkte verzehren, obwohl sich Ernährungsstile zunehmend differenzierten.

Um am „gemeinsamen Tisch“ alle Menschen mitzunehmen und um relevante Gesundheits- und Umweltrisiken zu mindern, halten die Fachleute eine alltagspraktische und schrittweise Anpassung des Konsums tierischer Produkte für ratsam. Hierfür stellen sie die „Reduce–Remix–Replace“-Strategie (3-R-Strategie) vor, die darauf abzielt, den Konsum tierischer Produkte durch kleinere Portionsgrößen zu verringern („Reduce“), tierische Produkte mit pflanzlichen oder alternativen Zutaten zu kombinieren („Remix“) und/oder tierische Produkte in Mahlzeiten vollständig durch Alternativen zu ersetzen („Replace“).

Gemeinschaftsverpflegung ist Ort für „gemeinsamen Tisch“

Um einen gemeinsamen Tisch zu fördern und eine nachhaltige Ernährung zu ermöglichen sollten Mensen und Kantinen immer auch pflanzliche Speisen anbieten, so eine Empfehlung der Fachleute. Eine weitere Empfehlung lautet, die DGE-Qualitätsstandards für die öffentliche Gemeinschaftsverpflegung verbindlich festzulegen. Der Einsatz von Alternativprodukten könne für die Akzeptanz pflanzenbasierter Angebote hilfreich sein und zudem eine Implementierung der DGE-Qualitätsstandards erleichtern. Insgesamt schlägt der WBAE gezielte Maßnahmen zur Forschung und Entwicklung vor, um die Innovationskraft von Alternativprodukten zu nutzen und die nachgewiesenen Gesundheits- und Nachhaltigkeitsvorteile zu stärken.

Quellen

 

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