Etwa jedes 7. Kind in Deutschland ist armutsgefährdet
15,2 % der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren waren 2024 armutsgefährdet. Das entspricht gut 2,2 Millionen Kindern und Jugendlichen, wie das Statistische Bundesamt anhand von Ergebnissen der Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) mitteilt.
Zwar liegt die Armutsgefährdungsquote von Minderjährigen in Deutschland unter dem Durchschnitt der Europäischen Union (19,3 %), doch ist sie im Vergleich zu 2023 gestiegen (2023: 14 %).
Auf die Lage von armutsgefährdeten Kindern und Jugendlichen in Deutschland macht auch das Deutsche Jugendinstitut im Bericht „Eine Perspektive für jedes Kind“ aufmerksam, erstellt im Auftrag von UNICEF. Armut wirkt sich auf alle Lebensbereiche der Kinder und Jugendlichen aus, so die Fachleute. Auch wachse der Abstand zwischen bestens unterstützten und besonders benachteiligten Kindern.
Besonders betroffene Kinder und Jugendliche
- Kinder und Jugendliche von Eltern mit niedrigerem Bildungsabschluss sind besonders gefährdet. So liegt die Armutsgefährdungsquote von Minderjährigen, deren Eltern einen niedrigeren Bildungsabschluss haben, bei fast 42 % (15,2 % Armutsquote bei mittlerem Bildungsabschluss der Eltern; 7,2 % mit höherem Bildungsabschluss).
- Unter 18-Jährige, die selbst oder deren Eltern beide nach Deutschland eingewandert sind, sind etwa vier Mal so häufig armutsgefährdet wie Gleichaltrige ohne Einwanderungsgeschichte. Bei Kindern und Jugendlichen mit Einwanderungsgeschichte lag die Armutsgefährdungsquote 2024 bei fast 32 %. Bei Menschen ohne Einwanderungsgeschichte in derselben Altersgruppe betrug sie 7,7 %.
- In Deutschland sind Alleinerziehende und Mehrkindfamilien häufiger von Einkommensarmut betroffen als andere Haushaltstypen. So ist z. B. das Armutsrisiko von Alleinerziehenden mit 24 % (2023) mehr als doppelt so hoch wie das von Haushalten mit zwei Erwachsenen mit Kind(ern) (11 %).
Materielle und soziale Deprivation – Oft fehlt Geld für gesunde Ernährung
11,3 % der unter 16-Jährigen sind materiell oder sozial benachteiligt. Sie leben in Haushalten, denen die finanziellen Mittel für eine angemessene Ausstattung oder altersgerechte soziale und kulturelle Teilhabe fehlen. Als depriviert eingestufte Kinder müssen auf die Erfüllung grundlegender Bedürfnisse wie z. B. den Ersatz abgetragener Kleidung, eine beheizte Wohnung oder warme Mahlzeiten verzichten. So geben jeweils zwischen 1 % und 2 % der unter 16-Jährigen an, keine Freunde zu sich nach Hause zum Essen oder Spielen einladen, keine Feste zu besonderen Anlässen wie beispielsweise Geburtstagen feiern oder täglich frisches Obst und Gemüse essen zu können.
Wirksame Investitionen für Trendumkehr
Um den Trend umzukehren, brauche es gute gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen sowie wirksame Investitionen, so die Fachleute.
„Die negativen Folgen von Armutslagen zeigen sich in den Bildungschancen, der Gesundheit, der gesellschaftlichen Teilhabe und selbst in den sozialen Beziehungen. Umso wichtiger ist es, Strukturen so zu reformieren, dass alle Kinder unabhängig von ihrer Herkunft faire Chancen auf ein gutes Aufwachsen haben.“
Hintergrund
Nach EU-SILC (European Union Statistics on Income and Living Conditions) gilt eine Person als armutsgefährdet, wenn sie über weniger als 60 % des mittleren Nettoäquivalenzeinkommens der Gesamtbevölkerung verfügt. Im Jahr 2024 galt ein Alleinerziehenden-Haushalt mit einem Kind unter 14 Jahren als armutsgefährdet, wenn weniger als 1.795 Euro netto im Monat zur Verfügung stehen, für Haushalte mit zwei Erwachsenen mit zwei Kindern unter 14 Jahren trifft dies bei weniger als 2.900 Euro netto zu.
Quellen
Pressemitteilung Statistisches Bundesamt vom 17.11.2026: Gut jedes siebte Kind armutsgefährdet
Pressemitteilung DJI vom 12. November 2025: Kinder und Jugendliche aus armutsgefährdeten Familien sind in allen Lebensbereichen benachteiligt
- Walper, S., Kuger, S., Naab, T., Weis, M., Wölfl, J., Chabursky, S., Langmeyer, A., Braukmann, J. & Sedlmayr, S. (2025).
Eine Perspektive für jedes Kind: UNICEF-Bericht zur Lage der Kinder in Deutschland 2025. Köln: UNICEF.