Die UWE-Befragung: Monitoring in Kommunen für gelingendes Aufwachsen
Mit der UWE-Befragung hat die Ruhr-Universität Bochum ein Monitoring-Instrument entwickelt, das das subjektive Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen in den Mittelpunkt stellt. Es liefert Daten für gute Lebens- und Lernumgebungen in Schulen und Kommunen.
Mit UWE (Umwelt, Wohlbefinden und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen) stellt das Zentrum für interdisziplinäre Regionalforschung (ZEFIR) der Fakultät für Sozialwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum ein kommunales Monitoringinstrument vor. Im Zentrum der flächendeckenden kommunalen Befragung steht das subjektive Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen. Es werden außerdem Ressourcen ermittelt, die ihr Wohlbefinden stärken. Die UWE-Befragung ist eine Adaption eines kanadischen Befragungsinstruments, das ZEFIR 2017 in einer Pilotphase in den Städten Bottrop und Herne an deutsche Verhältnisse angepasst und getestet hat.
Kommunen und Schulen als „gute Orte“
Die Herkunft der Eltern, die soziale Situation der Familie oder Art und Lage von Schulen sind für das gelingende Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen in Kommunen beeinflussende Faktoren. Die lokalen Lern- und Lebensumgebungen können sehr unterschiedlich ausgestaltet sein, so die Autoren eines Fachartikels, in denen sie Möglichkeiten eines kommunalen Monitorings vorstellen. Die Ressourcensteuerung müsse bedarfsgerechter, kleinräumiger und institutionenscharf erfolgen, damit ungleiche Entwicklungschancen kompensiert werden können.
Wie geht es Kindern und Jugendlichen in einer Kommune?
Das kommunale Monitoring UWE stellt dafür relevante Daten zur Verfügung, indem Kinder und Jugendliche in vierten, siebten und neunten Klassen an allen Grundschulen und weiterführenden Schulen als Vollerhebung in einer Kommune befragt werden. Gemessen wird dabei das subjektive Wohlbefinden (SWB) durch Parameter unter anderem zur Lebenszufriedenheit, zum Selbstwert oder zum Körperbild. Dieser Index wird verfügbaren Ressourcen gegenübergestellt. Dazu gehören Beziehungen zu Erwachsenen und Gleichaltrigen, Freizeitaktivitäten und Schulerfahrungen. Kinder und Jugendliche beurteilen auch ihre allgemeine Gesundheit, wie z. B. Ernährungs- und Schlafgewohnheiten. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Ressource Schule (u.a. Schulerfahrungen, Schulfreude, schulische Selbsteinschätzung, Schulzugehörigkeit).
Hohe Bedeutung kleiner sozialer Umwelten
Das Instrument ermöglicht Auswertungen der Daten auf verschiedenen, auch kleinräumigen Ebenen, wie etwa einer Schulklasse. Die Wissenschaftler konnten unter anderem zeigen, dass
- Klassen mit hohem Wohlbefinden leistungsfähiger sind,
- Investitionen in das Wohlbefinden als stärkende Ressource effektiver sein können als direkte Investitionen in die Leistungsfähigkeit,
- auch negative Faktoren (wie z. B. Mobbing) sichtbar gemacht werden können, die für das gesunde Aufwachsen hemmend sind.
Das Potenzial von UWE wird sich nach Auffassung der Autoren besonders dann zeigen, wenn Daten aus mehreren Jahren vorliegen. Die Befragung sollte daher regelmäßig im Abstand von zwei oder drei Jahren durchgeführt werden, um Veränderungen zu erkennen und die Wirkung getroffener Maßnahmen zu messen. Das Instrument wird bereits in Kommunen in Deutschland angewandt und umgesetzt.
Quellen
- DDS – Die Deutsche Schule Beiheft 20, S. 69–86
https://doi.org/10.31244/9783830999812.06 CC BY-NC-ND 4.0 Waxmann 2025 (Download
Artikel)
- Bertelsmann Stiftung:
Kinder und Jugendliche als Experten ihrer eigenen Lebenswelt
Weiterführende Informationen
- Familiengerechte Kommune e.V., ZEFIR Ruhr-Universität Bochum:
UWE-Befragung
- Ruhr-Universität Bochum,
Fakultät für Sozialwissenschaft
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