Damit die Teller nicht leer bleiben: Krisensicheres Kita- und Schulessen
Strom-Blackouts, Technik- oder IT-Ausfälle, Cyberkriminalität oder Grippewellen: Es gibt viele Risiken, die die Versorgungssicherheit von Kita- und Schulessen potenziell gefährden können. Doch zu selten sind sich Akteure dessen bewusst, so das Ergebnis eines Projektes des Instituts für Zukunftsstudien und Technologiebewertung im Auftrag des Bundesernährungsministeriums.
Das Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) hat im Auftrag des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) relevante Risiken und Krisen identifiziert, die die Kita- und Schulverpflegung in Deutschland potenziell gefährden können und Lösungsansätze für mehr Krisenfestigkeit erarbeitet.
Wie robust ist die Speisenversorgung?
Per Online-Befragung und Expert*innen-Interviews haben die Fachleute des IZT verschiedene Stakeholder befragt, für wie robust sie die Wertschöpfungsstufen der Kita- und Schulverpflegung gegenüber bestimmten Risiken einschätzen. Zu den Stakeholdern gehörten größere und kleinere kommunale und freie Kita- und Schulträger, Cateringunternehmen, Mitarbeitende der Vernetzungsstellen und relevante Fachleute aus der Wissenschaft. Die Untersuchungsergebnisse basieren außerdem auf Fallbeispielen und Szenarien, die wissenschaftlich bewertet und mit der Praxis diskutiert wurden.
Personalengpass hat derzeit höchstes Gefährdungspotenzial
Grundsätzliche Risiken, die zu Störungen oder Ausfällen der Speisenversorgung führen können, sieht das IZT unter anderem in:
- der Personalverfügbarkeit, die wegen Personal- und Fachkräftemangels unter Druck steht,
- einer Marktkonzentration im Bereich der Cateringunternehmen, die zu höherer Abhängigkeit der Bildungseinrichtungen führt. Fallen Systeme beim Caterer aus, z. B. wegen Stromausfall oder Cyberkriminalität, wären ad hoc sehr viele Kitas und Schulen betroffen und Alternativanbieter ggf. nicht verfügbar,
- die Möglichkeit des Technikversagens aufgrund von veralteter und störanfälliger Kücheninfrastruktur in Kitas und Schulen.
Risiko und Krise: Noch zu wenig Problembewusstsein
Auch akute Krisen können zu kurz-, mittel- oder längerfristigen Störungen und Ausfällen der Speisenversorgung führen. Die Befragung habe gezeigt, dass Catering-Unternehmen etwa auf Stromausfälle nicht vorbereitet sind, so die Fachleute. Auslöser von akuten Krisen kann auch Cyberkriminalität sein, die ein systemisches und dynamisches Risiko darstellt, so Carolin Kahlisch, Senior Researcher beim IZT. Sie hat die Studie begleitet und vermisst insgesamt bei den Akteuren ein Problembewusstsein. Auch darin sieht sie ein generelles Risiko für die Kita- und Schulverpflegung.
„Das Problembewusstsein ist insgesamt sehr gering, auch wenn es bei einigen Akteuren vor dem Hintergrund aktueller Krisen langsam wächst. Wenn die Essensversorgung grundsätzlich funktioniert, wird das Risiko- und Krisenmanagement zu häufig ausgeblendet.“
Werkzeugkoffer für Risiko- und Krisenmanagement
Für Verpflegungsverantwortliche in Kitas, Schulen, bei Trägern und Speisenanbietern hat das IZT einen Werkzeugkoffer mit Handlungsempfehlungen, Notfallplänen und Checklisten entwickelt, die im Fall ungeplanter Störungen und Unterbrechungen zu Rate gezogen werden können. Damit im Störfall die Kommunikation reibungslos funktionieren kann, sind Vorlagen für Elternbriefe ergänzt. Alle Materialien sind auf die jeweiligen Akteure zugeschnitten und dienen insbesondere zur Unterstützung im Vorfeld als Vorsorge für mögliche Störfälle. Den Werkzeugkoffer finden Sie in unserer Arbeitshilfendatenbank. Wen das IZT für das Risiko- und Krisenmanagement in der Verantwortung sieht und welchen zentralen Rat die Fachleute geben, können Sie ausführlich im
Interview und im Projektbericht lesen.
Quelle
Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung, Carolin Kahlisch, Katrin Ludwig, André Uhl:
Modulare Lösungsstrategien für eine krisensichere Kita- und Schulverpflegung. Untersuchungsergebnisse 2025
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