Qualifizierung in der Kindertagespflege
Die Vernetzungsstelle Kitaverpflegung Niedersachsen hat Online-Angebote entwickelt, die Kindertagespflegepersonen und Fachberatungen Orientierung zur Ernährung und Verpflegung bieten. In unserem Praxisbeispiel stellen wir einen Beratungsleitfaden sowie eine E-Learning-Plattform und ihre Nutzungsmöglichkeiten vor.
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Die berufsbegleitenden Angebote richten sich an unterschiedliche Akteure in der Kindertagespflege: Die E-Learning-Plattform ist für Kindertagespflegepersonen konzipiert und der Beratungsleitfaden richtet sich an Fachberatende. „Beide Medien sind aber auch übergreifend verwendbar“, erklärt Tanja Bolm, Leiterin der Vernetzungsstelle Kitaverpflegung Niedersachsen. „So können zum Beispiel Referierende in Qualifizierungsmaßnahmen mit der E-Learning-Plattform arbeiten. Der Beratungsleitfaden wiederum weist die Fachberatenden umfassend in die Thematik Ernährung und Verpflegung ein.“
E-Learning: Kindertagespflege ist eigenständiges Setting
Seit Gründung der Vernetzungsstelle Kitaverpflegung im Jahr 2019 ist das Setting Kindertagespflege fester und eigenständiger Teil des Maßnahmenpaketes. „Wir müssen sehen, dass wir es hier mit einer eigenen Lebenswelt zu tun haben, die sich sehr von der in Kitas unterscheidet“, so Tanja Bolm, die zunächst eine landesweite Befragung unter Kindertagespflegepersonen initiiert hat. Die Ergebnisse hatten gezeigt, dass die meisten Kindertagespflegepersonen Quereinsteiger ohne spezifische Vorbildung sind. „In der Grundqualifizierung lernen sie nur wenig über Kinderernährung oder Mahlzeitengestaltung. Wir wollten deshalb ein einfach anzuwendendes Material zur Verfügung stellen, das flexibel anwendbar ist und das zur berufsbegleitenden Weiterbildung in den Arbeitstag passt.“ Inhaltlich deckt das E-Learning deshalb die komplette Verpflegungsgestaltung ab, mit Hintergrundinformationen und Ideen zur nachhaltigen und gesundheitsfördernden Ernährung von Kindern im Betreuungsalltag.
Beratungsleitfaden für Fachberatende
Die Motivation, einen Beratungsleitfaden für Fachberatende bei Trägern öffentlich geförderter Kindertagespflege zu entwickeln, ging in die gleiche Richtung. Fachberatende begleiten Kindertagespflegepersonen eng und müssen deren Fragen und auch die Fragen von Eltern zur Thematik Ernährung fachlich begleiten.
„Fachberatende haben in der Regel eine pädagogische Qualifikation und sind mit oecotrophologischen Fragestellungen nicht so sehr vertraut. Wir wollten, dass sie eine Plattform haben, auf der sie schnell alle relevanten Informationen finden können.“
Bundesweite Nutzung möglich
Die Angebote sind bundesweit nutzbar. „Wir laden alle Interessierten herzlich dazu ein, auf unsere kostenfreien, webbasierten Materialien zuzugreifen und unterstützen bei Bedarf gerne“, motiviert Tanja Bolm. Auf individuelle Unterschiede in anderen Bundesländern wird an entsprechender Stelle hingewiesen. Dies betrifft beispielsweise die landesspezifische Einordnung der Kindertagespflege als Lebensmittelunternehmen oder die Anerkennung von Fortbildungspunkten. „Bei uns in Niedersachsen wird Qualifizierung durch das E-Learning anerkannt. Die Voraussetzungen dafür und die Anerkennung dieser Fortbildungspunkte wird in den Ländern unterschiedlich gehandhabt.“
Wie wird die E-Learning-Plattform angenommen?
Die beiden Materialien werden insgesamt sehr gut angenommen, das zeigt sich in den Nutzer*innen-Daten. Alle begrüßen insbesondere, dass es jetzt auf das Setting zugeschnittene Materialien gibt. Beim E-Learning sehen die Teilnehmenden den Fortbildungsnachweis als großen Pluspunkt. „In Niedersachsen müssen 24 Unterrichtseinheiten pro Jahr nachgewiesen werden, die in der Regel unbezahlt in der Freizeit absolviert werden müssen“, so Tanja Bolm. „Es war uns deshalb von Vorneherein ein Anliegen, das E-Learning als Nachweis von sechs Unterrichtseinheiten vom Kultusministerium prüfen und anerkennen zu lassen.“ Auf diese Möglichkeit der Fortbildung macht die Vernetzungsstelle mit regelmäßiger Pressearbeit aufmerksam, sie veranstaltet außerdem Fachtage und Workshops, auf denen die Medien vorgestellt werden.
„Wir planen, beide Medien regelmäßig inhaltlich zu erweitern, wenn sich neue Themen zeigen. Wir möchten zudem weitere Fallbeispiele ergänzen, die aus unserer Erfahrung für Lernende sehr hilfreich sind. Außerdem werden wir die Rubrik FAQs ausbauen, die im zeitlich engen Arbeitstag schnell drängende Fragen beantworten kann.“
Modularer Aufbau – Flexible Nutzung
Beide Medien ermöglichen eine flexible Nutzung, da sie modular aufgebaut sind. Für einen Einstieg gelten keine Voraussetzungen. „Einfach loslegen, würde ich sagen! Kindertagespflegepersonen können sich durch das E-Learning klicken und schnell feststellen, wo der Informationsbedarf tiefer geht oder schon Kenntnisse vorhanden sind. Gleiches gilt im Prinzip für die Fachberatenden, die mit dem Beratungsleitfaden arbeiten möchten.“ Den Fachberatenden legt Tanja Bolm besonders die Suchfunktion ans Herz, wenn sich etwa in einer Beratungssituation konkrete Fragestellungen ergeben. „Wir haben außerdem festgestellt, dass Fachberatende „ihren“ Kindertagespflegepersonen gerne das E-Learning empfehlen.“ Als sehr hilfreich nennt Tanja Bolm die Fallbeispiele, die alltägliche Praxissituationen im Umgang mit Kindern darstellen. „Hier können Lernende konkret in den Austausch kommen und an den Erfahrungen der anderen teilhaben.“
In Planung: Qualitätsinitiative für die Verpflegung in der Kindertagespflege
„E-Learning und Beratungsleitfaden greifen inhaltlich stark ineinander und sollen durch unser neues IN FORM-Projekt ergänzt werden“, blickt Tanja Bolm auf das nächste Projekt. Geplant ist ein Qualifizierungskonzept auf Basis des DGE-Qualitätsstandards für die Verpflegung in Kitas, der auf das Setting Kindertagespflege zugeschnitten wird. „Wir sehen die Problematik, dass der DGE-Qualitätsstandard zwar in Teilen auch in der Kindertagespflege angewendet werden kann, aber eben nicht vollständig, da ganz andere Rahmenbedingungen vorliegen. Gleichzeitig hören wir auf Bundes- und Länderebene immer wieder den Wunsch nach mehr Verbindlichkeit, was die Umsetzung des DGE-Qualitätsstandards in diesem Setting betrifft.“ Hier sieht die Expertin Handlungsbedarf. Aus dem Kita-Qualitätsstandard abgeleitet, will die Vernetzungsstelle Qualitätskriterien für die Kindertagespflege formulieren, die als Standard gelten können. In einer Pilotphase soll dieser mit einer Gruppe von Kindertagespflegepersonen in Anwendung und Umsetzung getestet werden. „Die Proband*innen bekommen entsprechende Hausaufgaben, sie müssen Tests durchlaufen und wenn wir alles geprüft haben, bekommen sie ein Zertifikat.“ Über das Projektende in 2027 hinaus richtet die Vernetzungsstelle den Blick auf eine bundesweite Nutzung und Verstetigung.
Hier geht es zu den Medien:
Beratungsleitfaden für Fachberatende
E-Learning-Plattform für die Kindertagespflege
Kontakt
Tanja Bolm, Leiterin der Vernetzungsstelle Kitaverpflegung Niedersachsen
t.bolm@vzniedersachsen.de
Vernetzungsstelle Kitaverpflegung Niedersachsen