Alois Rainer, Bundesminister für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat
Wie sieht eine Schulmensa aus, die Sie selbst als Schüler gern besucht hätten? Was gäbe es dort zu essen?
Zu meiner Zeit als Schüler gab es nur wenige Schulmensen, und das Angebot war eher eingeschränkt. Heute ist man da zum Glück schon deutlich weiter. Für mich ist wichtig, dass das Essen den Kindern nicht nur schmeckt, sondern auch vielfältig und ausgewogen ist. Dazu gehört eine bunte Auswahl an Gemüse, Obst und Hülsenfrüchten, genauso wie Fleisch und Fisch. Am besten sollten die Zutaten von Landwirt*innen aus der Region kommen – das sorgt für Qualität, kurze Wege und unterstützt zugleich die heimische Landwirtschaft.
Welchen Stellenwert wird eine gesundheitsförderliche und nachhaltige Kita- und Schulverpflegung in Ihrer Arbeit einnehmen? Welche Ziele verfolgen Sie dabei?
Die Bundesregierung hat sich vorgenommen, verstärkt eine gesunde und ausgewogene Ernährung vor allem bei Kindern und Jugendlichen zu fördern. Entsprechend setzen wir uns für ein ausgewogenes Verpflegungsangebot ein, orientiert an den wissenschaftlichen DGE-Qualitätsstandards für Kitas und Schulen. Immerhin essen dort täglich rund sechs Millionen Kinder und Jugendliche – und jeder weiß, wie elementar ausgewogene Mahlzeiten für ein gesundes Aufwachsen sind. Schulessen verbindet, schafft Gemeinschaft und sorgt für ein gutes Miteinander – genau das wollen wir stärken.
In Kitas und Schulen können Kinder und Jugendliche lebenslange Ernährungskompetenz erwerben. Wie werden diese Einrichtungen dabei unterstützt? Wo können Bund und Länder gemeinsam ansetzen?
Bildung liegt in der Zuständigkeit der Länder; der Bund unterstützt sie im Rahmen seiner Möglichkeiten. Zum Beispiel fördern wir Projekte der Vernetzungsstellen Kita- und Schulverpflegung und unterstützen die DGE darin, dass ihre Qualitätsstandards noch praktikabler und leichter umsetzbar werden. Wichtig ist auch die Arbeit unseres Bundeszentrums Kita- und Schulverpflegung, das sich für eine gute Verpflegung der Kinder einsetzt. Das Bundeszentrum für Ernährung wiederum unterstützt Ernährungsbildung mit vielfältigen Angeboten. Insgesamt ist der Austausch über neue Ideen und Erfahrungen besonders wichtig, deshalb nehmen wir alle mit: sowohl die Träger der Einrichtungen als auch Caterer und die Verantwortlichen in den Kommunen.
Nächstes Jahr tritt der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in Grundschulen in Kraft, und die Bedeutung der Schulverpflegung wird weiter zunehmen. Welche Möglichkeiten sehen Sie, gerade auch im Schulterschluss mit anderen Ressorts, die Schulverpflegung stärker in den Lebens- und Lernort Schule zu integrieren?
Eine Ganztagsschule kann gar nicht funktionieren ohne ein gutes, ausgewogenes Mittagessen. Der Bund und die Länder ziehen daher an einem Strang, damit 2026 ein erfolgreiches Jahr für die Gemeinschaftsverpflegung an Schulen wird. Wir arbeiten hier eng mit dem Bundesfamilienministerium zusammen, das nun auch für Bildung zuständig ist, und setzen uns dafür ein, dass Ernährung beim Ganztagsausbau mitgedacht wird. Wir dürfen ja nicht vergessen: Kita- und Schulverpflegung bedeutet nicht nur, dass ein Mittagessen angeboten wird. Sie gehört zum Lernkonzept dazu und zeigt, wie gut die Schule oder der Kindergarten ist. Gemeinsames Essen prägt nicht nur die Ernährungsgewohnheiten, sondern ist auch wichtig für die Gemeinschaft und das soziale Miteinander.
Ich sehe den Rechtsanspruch daher auch als große Chance für die Ernährungsbildung und damit langfristig für die Gesundheit und unsere Gesellschaft: Beim gemeinsamen Essen lernen Kinder wichtige soziale Fähigkeiten wie Respekt, Teilen und gutes Benehmen am Tisch. Darüber hinaus fördert das gemeinsame Essen gesunde Essgewohnheiten und kann helfen, soziale Ungleichheiten zu verringern. So entsteht nicht nur eine bessere Lernumgebung, sondern auch eine stärkere Gemeinschaft.
Vielen Dank für das Gespräch. Das Interview fand im September 2025 statt.