Ein Mädchen steht vor einer Wand mit Süßigkeiten in einem Supermarkt.
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Erstmals leiden mehr Kinder und Jugendliche an Adipositas als an Untergewicht

Weltweit ist jeder Fünfte im Alter von fünf bis 19 Jahren laut einem UNICEF-Bericht übergewichtig, jeder Zehnte sogar fettleibig. Damit löst starkes Übergewicht erstmals Untergewicht als häufigste Form der Fehl- und Mangelernährung bei Kindern und Jugendlichen ab. UNICEF warnt vor dem erhöhten Risiko für lebensbedrohliche Krankheiten.

Als Hauptursache sieht UNICEF die ständige Verfügbarkeit und Vermarktung von zuckerhaltigen Getränken, salzigen und süßen Snacks sowie Fast Food, einschließlich hochverarbeiteter Lebensmittel und Getränke. Millionen von Kindern und Jugendlichen wachsen in Umgebungen auf, in denen diese Lebensmittel leicht zugänglich sind und aggressiv beworben werden, so UNICEF. Dies führe zu nährstoffarmen und energiereichen Ernährungsweisen und einem Anstieg von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen – selbst in Ländern, die gleichzeitig mit Unterernährung zu kämpfen haben.

 

  • Die Zunahme von Übergewicht betrifft Kinder und Jugendliche in allen Regionen der Welt. Weltweit sind 5 % der Kinder unter fünf Jahren und 20 % der Kinder und Jugendlichen im Alter von fünf bis 19 Jahren übergewichtig. Lateinamerika und die Karibik, der Nahe Osten und Nordafrika sowie Nordamerika sind die drei Regionen mit den höchsten Übergewichtsprävalenzen.
  • Bisher war die Prävalenz von Übergewicht in Ländern mit hohem Einkommen am höchsten. Seit dem Jahr 2000 hat sich jedoch Übergewicht in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen mehr als verdoppelt, während es in Ländern mit hohem Einkommen nur um das 1,2-Fache zugenommen hat. Infolgedessen verringert sich die Lücke in der Prävalenz.
  • Seit dem Jahr 2000 wachsen die Adipositasprävalenzen weltweit stark an. Gleichzeitig konnte ein Rückgang der Untergewichtsprävalenz verzeichnet werden. In 2025 hat Adipositas erstmals Untergewicht als die vorherrschende Form der Fehl- und Mangelernährung bei Kindern und Jugendlichen im Schulalter überholt.
  • Adipositas macht einen zunehmend größeren Anteil aus. Im Jahr 2022 litten 42 % aller übergewichtigen Kinder und Jugendlichen im Alter von 5-19 Jahren daran (163 Millionen von 391 Millionen), gegenüber 30 % im Jahr 2000 (58 Millionen von 194 Millionen). Adipositas ist mit einem höheren Risiko für schwerwiegende Gesundheitsprobleme verbunden.
  • Seit 2021 werden Indikatoren zum Konsum von zucker-, salz- und fettreichen Speisen sowie zuckerhaltigen Getränken erfasst. In 13 von 20 Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen hatten mehr als 50 % der Kleinkinder (6 bis 23 Monate) am Vortag süße Speisen oder Getränke konsumiert. Bei Jugendlichen im Alter von 15–19 Jahren hatten 60 % am Vortag mehr als ein zuckerhaltiges Lebensmittel oder Getränk konsumiert.

Übergewicht und Adipositas in Deutschland

Deutschland wird als Land mit hohem Einkommen charakterisiert. Seit dem Jahr 2000 ist die Übergewichtsprävalenz bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 5 bis 19 Jahren konstant hoch (2000: 24 %, 2022: 25 %). Der Anteil adipöser Kinder in dieser Altersgruppe ist von 8 % im Jahr 2000 auf 9 % in 2022 angestiegen. Die Studie „Kindergesundheit in Deutschland aktuell“ (KIDA) des Robert Koch-Instituts (RKI) zeigt, dass die Adipositasprävalenz armutsgefährdeter Kinder und Jugendlicher mehr als dreimal höher (17 %) ist als bei Gleichaltrigen aus Familien mit mitt­lerem (5 %) oder hohem (2 %) Einkommen.

Reihe von Präventionsmaßnahmen notwendig

Um Übergewicht und Adipositas weltweit zu bekämpfen, formuliert UNICEF eine Reihe von Präventionsmaßnahmen. Im Vordergrund stehen gesunde Ernährungsumgebungen in allen Lebenswelten der Kinder und Jugendlichen, unter anderem in Kindertagesbetreuung und Schule. So benennt UNICEF die Notwendigkeit verbindlicher Standards für die Schulverpflegung, Werbebeschränkungen für bestimmte Lebensmittel, eine umfangreiche und verständliche Lebensmittelkennzeichnung sowie eine Re-Formulierung von Lebensmitteln. Ohne Präventionsmaßnahmen könnten Gesundheitsprobleme im Zusammenhang mit Übergewicht und Fettleibigkeit lebenslange gesundheitliche und wirtschaftliche Auswirkungen haben. Die Fachleute warnen, dass Volkswirtschaften weltweit mit steigenden Gesundheitskosten und sinkender Arbeitsproduktivität aufgrund zunehmendem Übergewicht und Adipositas zu kämpfen haben.

Quellen

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