Kita-Kinder sitzen im Kreis und spielen ein Bewegungsspiel.
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Elternprogramme zur Prävention von Übergewicht bei Kleinkindern nicht wirksam

Elternbasierte Programme zeigen keine Wirksamkeit zur Vorbeugung von Übergewicht im Kleinkindalter. Das ist das zentrale Ergebnis einer internationalen Studie. Stattdessen sollten Präventionsprogramme verstärkt die strukturelle Verbesserung von Lebenswelten wie den Zugang zu gesunden Lebensmitteln und Bewegungsmöglichkeiten in den Fokus nehmen.

Die groß angelegte Analyse von Daten aus zehn Ländern zeigt, dass Maßnahmen, die allein auf elterliches Verhalten wie Förderung von gesunder Ernährung oder mehr Bewegung abzielen, das Körpergewicht der Kinder im Alter von zwei Jahren nicht messbar beeinflussen.

Die Studie basiert auf der Analyse von Daten aus 31 Interventionsstudien mit fast 29.000 Kindern aus zehn Ländern (u. a. Australien, Großbritannien, Norwegen, Brasilien, USA, Schweden). Untersucht wurden elternfokussierte Maßnahmen, die zwischen Schwangerschaft und dem ersten Geburtstag des Kindes ansetzen. Ziel der Programme war es, Eltern zu gesunden Ernährungs-, Schlaf- und Bewegungsgewohnheiten ihrer Kinder zu befähigen. Die Elternprogramme dauerten zwischen zwei Tagen und 39 Monaten. Mit der Datensammlung konnte eine Grundlage für evidenzbasierte Gesundheitsstrategien in der frühen Kindheit geschaffen werden.

Forschung zu gesundheitlicher Ungleichheit bei Kindern und Jugendlichen

Die internationale Zusammenarbeit erfolgte im Rahmen der TOPCHILD-Forschungskooperation mit über 70 Forschenden aus 47 Institutionen. Wissenschaftliche Leitung der Studie hatte Prof. Dr. Anna Lene Seidler von der Universitätsmedizin Rostock. Die neu geschaffene Professur ist zentraler Baustein für den Aufbau des Deutschen Zentrums für Kinder- und Jugendgesundheit (DZKJ) am Standort Greifswald/Rostock, das die Forschung zur Gesundheit und zu gesundheitlichen Ungleichheiten von Kindern und Jugendlichen nachhaltig stärken soll.

„Eltern stehen unter enormem Druck, gleichzeitig fehlen ihnen oft Ressourcen und stabile Rahmenbedingungen, um gesundheitsförderliche Verhaltensweisen dauerhaft umzusetzen. Besonders betroffen sind Familien mit niedrigem Einkommen. Sie werden von solchen Programmen seltener erreicht – was bestehende Ungleichheiten verschärfen kann.“
Prof. Dr. Anne Lene Seidler

Fokus auf Prävention in den Lebenswelten

Aufgrund der Ergebnisse fordern die Fachleute ein Umdenken in der Adipositasprävention: Statt der Fokussierung auf das Verhalten von Eltern brauche es strukturelle Veränderungen, die die Lebenswelten von Kindern gesundheitsförderlich gestalten. Dazu gehört insbesondere der Zugang zu Bewegungs- und Grünflächen und zu gesunden Lebensmitteln. Gesunde Lebensstile müssten dort gefördert werden, wo Kinder essen, lernen und spielen, so die Wissenschaftler*innen. Es müsse Ziel sein, gesundheitsfördernde Entscheidungen für alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen zugänglich und umsetzbar zu machen. Inhalt eines weiteren geplanten Forschungsvorhabens an der Universitätsmedizin Rostock ist daher der Zugang zu gesundem und bezahlbarem Schulessen.

Quellen

  • Pressemitteilung der Universitätsmedizin Rostock vom 11.09.2025
  • Pressemitteilung der University of Sydney vom 11.09.2025: Family-based intervention programs are insufficient to prevent childhood obesity, major study finds

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