Blick in die neue Mensa der Martini-Schule Freystadt.
Quelle: Martini-Schule Freystadt

Wenn die Mensa zum Wohlfühlort wird

Über sechs Jahre hat die Martini-Schule in Freystadt gemeinsam mit dem Sachaufwandsträger die Generalsanierung und Erweiterung der Schule geplant und diese in drei Bauabschnitten umgesetzt. Die Mensa war eines der ersten Objekte, die 2020 fertiggestellt wurden. Dabei war es Schulleiterin Christine Gottschalk ein Anliegen, dass Mensa und Ausgabeküche in das Gesamtkonzept der Schule eingebunden sind.

Eine Lernlandschaft, konzipiert als offenes System: Unterricht und Nachmittagsbetreuung, Ruhe- und Erholungsphasen und natürlich das Mittagessen finden ihren berechtigten Platz. Das war die Überschrift, unter der die Generalsanierung der Martini-Schule stand. Die Grund- und Mittelschule im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz wird von fast 430 Schüler*innen besucht und bietet offene und gebundene Ganztagsangebote an. Ein Großteil der Kinder und Jugendlichen nimmt diese Angebote wahr.

Genaue Vorstellungen von der neuen Mensa

Schulleiterin Christine Gottschalk hatte sehr genaue Vorstellungen davon, wie die neue Mensa aussehen sollte. Die Situation sei für alle belastend gewesen, die alte Mensa war viel zu klein: „Es war extrem laut und eng, die Kinder drängelten und schubsten, es war unruhig und auch kein Erwachsener wollte gerne in der Mensa essen. Ich wollte die Abläufe in der Mittagssituation gezielt neu gestalten, sodass die Wege für alle Beteiligten klar sind und ein möglichst reibungsloser, entspannter Ablauf garantiert ist. Meine Vorstellung war eine attraktive, gemütliche und ruhige Mensa, in die sowohl Kinder, Jugendliche als auch Lehrkräfte und Angestellte  gern zum Essen kommen.“ Viele Verbesserungen waren ihr deshalb wichtig, unter anderem:

  • Platz für eine Garderobe für Jacken und Schultaschen
  • die Installation eines Handwaschbeckens in der Mensa 
  • ein leitungsgebundenes Trinkwassersystem
  • eine Salatbar
  • eine Abräumstation, an der die Schüler*innen Teller, Gläser, Besteck zurückbringen und ihre Speisereste selbstständig entsorgen
  • eine Außenterrasse zum Essen im Freien

Altersgerechtes Mobiliar und Schalldämmung

Mit den Architekt*innen hat Christine Gottschalk die Abläufe in der Mensa besprochen und bei der Planung der Ausgabe- und Spülküche ihre Meinung eingebracht. Zwischen den einzelnen Funktionsbereichen sollten die Wege kreuzungsfrei verlaufen. Um eine räumliche Trennung von Ausgabe- und Essbereich zu schaffen, hat die Schulleiterin sich bei den Sitzbänken für hohe Rückenlehnen ausgesprochen. Auch die Anzahl der Stühle wurde reduziert. „Stühlerücken macht unglaublich viel Lärm. Stattdessen haben wir einige lange Tische mit Bänken, die für die Grundschulkinder viel einfacher zu nutzen sind. Der Fußbodenbelag und die Deckenkonstruktion sind so beschaffen, dass weniger Lärm entsteht und Schall gedämmt wird.“

Unzufriedenheit mit altem Verpflegungskonzept

Die neue Mensa wurde zunächst vom damaligen Caterer weitergeführt, doch waren viele Schüler*innen und Eltern mit der Qualität der Mahlzeiten nicht zufrieden. „Als der Vertrag mit dem Unternehmen auslief, haben wir uns gemeinsam mit der Kommune auf die Suche nach einem neuen Caterer gemacht. Das war für uns der Moment, noch einmal grundlegend über die Organisation unserer Mittagsverpflegung nachzudenken“, so Christine Gottschalk. Den Prozess des Wandels hat sie im gesamten Team angestoßen. „Mir war es sehr wichtig, wertschätzend auf die Arbeit in Küche und Mensa zu schauen und gemeinsam mit den Küchenkräften, dem Betreuungspersonal, unserer Verpflegungsbeauftragten und einem Vertreter der Stadt zu überlegen, was wir besser machen können.“

Um den Prozess zu moderieren, hat sich Christine Gottschalk für ein Coaching bei der Vernetzungsstelle Schulverpflegung Oberpfalz beworben. Die Teilnahme war mit dem Schulträger abgestimmt, so dass die zusätzlichen Personalstunden für die Mitarbeitenden im Rahmen des Coachings bezahlt werden konnten. Als sehr bereichernd schildert Birgit Reinhard, Schul-Coachin und Verpflegungsbeauftragte, den Prozess. „Innerhalb eines Schuljahres konnten wir in fünf Vor-Ort-Terminen und durch die Teilnahme an mehreren Online-Seminaren unser Verpflegungskonzept entwickeln.“ Teil des Coachings war ein Speiseplan-Check nach den DGE-Qualitätsstandards. Die Optimierungswünsche hat der Caterer in den Speiseplan übernommen.

Kinder sind Kundschaft

Jetzt trägt ein flexibles Bestell- und Bezahlsystem zum reibungslosen Ablauf bei der Ausgabe des Mittagessens bei. „Unsere Eltern buchen das Essen online oder die Schüler*innen per Chip in der Schule am Bestellterminal. Die Damen in der Ausgabe haben einen Monitor, auf dem sie sehen können, welches Essen das Kind bestellt hat“, erklärt Birgit Reinhard. Anfangs hatten die Küchenmitarbeiterinnen wegen der Technik Vorbehalte. „Das konnten wir zum Glück ausräumen. Es ist mehr Ruhe eingekehrt, so dass Zeit für die Kommunikation mit dem Kind bleibt“, ergänzt Christine Gottschalk. „Mir ist es sehr wichtig, dass an der Ausgabe alle dem Kind zugewandt sind, denn die Kinder sind die Kundschaft. Wer dort nicht freundlich sein kann, ist fehl am Platz.“

Viele Küchenkräfte seien den Umgang mit Kindern nicht gewohnt, so Gottschalk. Schulen müssten dieser Schnittstelle deshalb viel Aufmerksamkeit schenken. Jedes Kind sollte sich trauen zu sagen, was es möchte. „Gleichzeitig ist das auch ein pädagogischer Moment. Wir möchten die Kinder zur Selbstständigkeit und zum respektvollen Umgang mit dem Küchenpersonal erziehen. Dazu gehört auch, dass sie Geschirr und Besteck selbst abräumen und ihre Tellerreste entsorgen. Unsere Kinder sollen ihren Appetit einschätzen lernen. Wenn sie noch hungrig sind, bekommen sie einen Nachschlag, gleichzeitig sollen sie darauf achten, nicht zu viel wegzuwerfen.“

Was viel Ruhe bringt: Betreuerinnen essen mit

Zum Verpflegungskonzept gehört, dass die Betreuerinnen mitessen. Dafür stellt der Träger zwei Mittagessen kostenfrei zur Verfügung. „Dass die Kolleginnen mitessen, hat die Atmosphäre sehr verändert, denn sie sind damit Teil der Gäste. Solange sie nur betreuend danebenstehen, kommen die Kinder nicht zur Ruhe. Erst wenn sie sitzen, sich mit den Kindern unterhalten und mitessen, kehrt Ruhe ein. Wir haben auch festgestellt, dass die Kinder motiviert sind, bestimmte Lebensmittel zu probieren, wenn sie sehen, dass die Betreuerin das auch isst.“ Für die Kommunikation zwischen allen Parteien ist Birgit Reinhard als Verpflegungsbeauftragte zuständig. „Ich bin mit allen täglich im Austausch, auch mit dem Caterer. Geplant ist ein Reflexionstag, an dem wir schauen, wie weit wir mit unserem Verpflegungskonzept sind, wie die Stimmung damit ist und was wir noch verändern möchten.“ Gute Stimmung ist ihr sehr wichtig. „Dazu gehört für mich auch, dass wir alle wertschätzend über das Essen sprechen, auch wenn es nicht dem eigenen Geschmack entspricht. Das gilt auch für die Küchenkräfte.“

Alles steht und fällt mit der Planung vorab

Christine Gottschalk möchte die erreichte Qualität halten. „Ich glaube, dass wir unsere Kinder auf sehr hohem Niveau versorgen. Wir haben viel Arbeit investiert, um an diesen Punkt zu gelangen und es ist ebenso mit Engagement verbunden, auf diesem Niveau zu bleiben.“ Sie appelliert an alle, die verantwortlich Küchen oder Mensen gestalten oder umbauen, sich von Beginn an am Planungsprozess zu beteiligen. „Meine Erfahrung ist, nur wenn man sich konstruktiv einbringt, ist es am Schluss erfolgreich umgesetzt, und zwar für alle. Deshalb ist jede Schulleitung gut beraten, sich vom Planungsstart an auch beim Bau der Mensa einzumischen und mit allen Verantwortlichen praktische Abläufe und Ausstattung konkret zu besprechen.“

Kontakt

Rektorin Christine Gottschalk
Verpflegungsbeauftragte Birgit Reinhard
Allersberger Straße 11
92342 Freystadt
Website: www.martini-schule.de