Schulessen in Finnland
Die Fallstudie zum Schulessen in Finnland ist ein weiteres Praxisbeispiel, mit der Forschungskonsortium für Schulgesundheit und Ernährung der School Meals Coalition seine Sammlung ergänzt. Die Studie dokumentiert, wie das finnische nationale Schulverpflegungsprogramm organisiert, finanziert und gesteuert wird. Daten und Fakten im Überblick.
Im finnischen Bildungssystem spielt die Schulverpflegung eine große Rolle. Als einen Schlüsselfaktor zur gleichberechtigten Teilhabe für Kinder bezeichnen die Autorinnen der Fallstudie die täglichen kostenlosen Schulmahlzeiten. Die finnische Schulverpflegung sei ein integraler Bestandteil des pädagogischen Alltags in Schulen und Voraussetzung für gesundheitliches Wohlbefinden. Seit mehr als 75 Jahren fördert Finnland Schulverpflegung und finanziert diese über staatliche und kommunale Steuern, die direkt an die Bildungsträger fließen. Diese können eigenständig über die Verwendung der Mittel entscheiden. Damit hat Finnland das älteste, durchgängig laufende Programm für kostenloses Schulessen weltweit.
Zahlen, Daten, Fakten
In Finnland leben 5,5 Millionen Menschen, von ihnen sind etwa 14 % Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 14 Jahren (in Deutschland: Gesamtbevölkerung 83,5 Millionen Ende 2023, knapp 14 % Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 14 Jahren). Zur Ernährungssituation finnischer Kinder und Jugendlicher geben die Autorinnen an, dass 29 % der Kinder im Alter von 2 bis 16 Jahren übergewichtig bzw. adipös sind (davon adipös 9 % der Jungen, 4 % der Mädchen).
Standards für das Schulessen und Ernährungsbildung
Schulessen ist Teil des nationalen Kerncurriculums. Darin ist geregelt, dass die Schüler*innen täglich eine kostenlose und ausgewogene Schulmahlzeit (warmes Hauptgericht) erhalten, die sich an den nationalen Qualitätsstandards für Schulverpflegung orientieren. Analog gilt dies für die Kitaverpflegung. Gleichzeitig ist im Curriculum geregelt, dass Ernährungslernen und Ernährungsbildung wesentliche Lerninhalte in Schulen darstellen, damit Kinder und Jugendliche gesundheitsförderliche Ernährungskompetenzen erwerben können. Diese Empfehlungen sind verpflichtend umzusetzen.
Kommunen sind für Verpflegung verantwortlich
Für die Organisation der Schulverpflegung sind die Kommunen verantwortlich, die in Abhängigkeit ihrer Kapazitäten und der Anzahl der Menüs über Küchenausstattung und Art und Weise der Zubereitung der Mahlzeiten selbst entscheiden können. Dabei kann die Mahlzeitenproduktion zentral in den Schulen oder dezentral in einer Großküche erfolgen. Bei der Angabe der Kosten bezieht sich die finnische Fallstudie auf kommunale Statistikdaten. Demnach kostet das Schulessen für ein Schulkind für 190 Schultage pro Jahr im Durchschnitt 572 Euro (Stand 2022). Eine Schulmahlzeit kostet im Durchschnitt 3,01 Euro. Mit 0,84 Euro beziffern die Autorinnen den Wareneinsatz (ca. 30 %) und mit 1,20 Euro Personalkosten (ca. 43 %) je Mahlzeit.
Schulessen: Monitoring lokal und national
Die Kommunen sind ebenfalls für das Monitoring der Schulverpflegung verantwortlich. Dabei werden sie von der Regierung durch ein zentrales Statistik-Tool unterstützt, das vielfältige Auswertungsmöglichkeiten auf nationaler und lokaler Ebene bietet. Die finnische Bildungsbehörde bewertet regelmäßig unter anderem die Qualität der Mahlzeiten und Teilnahmequoten. Insbesondere jugendliche Schüler*innen nehmen das Angebot nicht immer wahr. Die Autorinnen merken an, dass mit Blick auf den tatsächlichen Verzehr der Kinder und Jugendlichen ein vertiefenderes Monitoring notwendig ist.
Über das Forschungskonsortium für Schulgesundheit und Ernährung
Das Forschungskonsortium für Schulgesundheit und Ernährung (Research Consortium for School Health and Nutrition) ist der wissenschaftliche Zweig der School Meals Coalition. Es hat das Ziel, unabhängige Forschung zur Schulverpflegung weltweit zu betreiben, um evidenzbasierte Entscheidungen in der Schulgesundheit und Ernährungspolitik der Länder zu fördern.
Quellen
- Kuusipalo, Heli; Manninen, Marjaana; (2023) School Meals Case Study: Finland. Working Paper. London School of Hygiene & Tropical Medicine, London. DOI:
https://doi.org/10.17037/PUBS.04671313
- DESTATIS -
Statistisches Bundesamt, Bevölkerungsstatistik
Weiterführende Informationen
- Finnische Nationale Qualitätsstandards für die Verpflegung in
Kitas und
Schulen
School Meals Coalition
- School Meals Coalition
Database – Informationen zur Schulverpflegung der Länder weltweit
The London School of Hygiene & Tropical Medicine
https://www.lshtm.ac.uk/